Strategische Dimensionen des bayerischen Strategieprozesses
Das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) bringt Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen, um die Wasserstoffwirtschaft und insbesondere Wasserstoff in der Mobilität in Bayern schnellstmöglich voranzubringen und den Einsatz von Wasserstoff in der breiten Praxisanwendung zu erreichen. Für die Umsetzung neuer Technologien der Wasserstofferzeugung, -speicherung, -logistik und -nutzung ist ein strategisches Vorgehen entlang vielfältiger Dimensionen technologischer, ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Natur unerlässlich. Eine Aufgabe des H2.B ist daher die Entwicklung einer Wasserstoffstrategie für Bayern – zusammen mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Der Strategieprozess des H2.B orientiert sich an folgenden strategischen Dimensionen:
Forschungseinrichtungen und Industrie im Freistaat Bayern haben in den vergangenen Jahren die Grundlagen gelegt, zu den Vorreitern im Bereich innovativer Technologien für die Wasserstoffwirtschaft und wasserstoffbasierte Mobilität von morgen zu gehören. In zahlreichen Sektoren ist es daher möglich, Geschäftsmodelle für eine zukünftige Wertschöpfung im Bereich der Wasserstoffwirtschaft zu realisieren. Das Feld der Akteure ist breit: von der in Bayern starken Automobil- und Zulieferindustrie über den Anlagenbau bis hin zu kommunalen Akteuren und der Landwirtschaft. Es gilt, die entscheidenden Technologiefelder zu identifizieren und die Träger der technologischen Expertise mit den möglichen Anwendern in Industrie und Kommunen zusammenzubringen.
Zu den technologischen HandlungsfeldernEine Industrialisierung der Produktion kann nur über die Demonstration in großem Maßstab gelingen. Die Strategieentwicklung soll daher von Beginn an durch Projekte flankiert werden, die innerhalb kurzer Zeit innovative Wasserstofftechnologien erfolgreich im Realeinsatz demonstrieren. Die Demonstrationsprojekte sollen das Potenzial innovativer Wasserstofftechnologien in den Bereichen Mobilität, Industrie und Energieversorgung belegen und einander ergänzen. Sie ermöglichen es, Erfahrungswerte zur Wirtschaftlichkeit, Betriebsstabilität und Akzeptanz zu sammeln und können nach Ende der Förderung in den kommerziellen Betrieb übergehen. Gerade im Realbetrieb werden Optimierungspotenziale erkennbar, die durch begleitende Forschungsaktivitäten gezielt adressiert werden können und zu einem klaren Wettbewerbsvorteil für die beteiligten bayerische Unternehmen und Institutionen führen.
Die Entwicklung einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft ist nicht nur von technologischen Innovationen abhängig. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die energiepolitischen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Die Anreize zur Sektorkopplung werden aktuell durch staatlich induzierte Preisbestandteile künstlich nivelliert. Klimaschädliche Technologien sind nach wie vor zu günstig im Vergleich zu ihren klimafreundlichen Alternativen. Die Demonstration von Wasserstoffanwendungen in großem Maßstab bedarf der Förderung in maßgeschneiderten, koordinierten Programmen. Es gilt jedoch: Je eher tragfähige Geschäftsmodelle für innovative Wasserstofftechnologien aus den energiepolitischen Rahmenbedingungen heraus möglich werden, umso geringer ist der Bedarf an Fördermitteln. Sektorübergreifende, faire Marktzutrittschancen für alle CO2-freien Technologien müssen daher oberste Priorität haben. Im Fokus des Strategieprozesses steht daher auch die Erarbeitung vonVorschlägen zur Umsetzung günstiger regulatorischer Rahmenbedingungen.
H2-Infrastrukturen spielen eine Schlüsselrolle für die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft und ihrer Anwendungen. Nur wenn die Umsetzung der Logistik und eine Tankstelleninfrastruktur absehbar ist, haben die vielfältigen Akteure ausreichend Sicherheit mit Blick auf mögliche Geschäftsmodelle. Mit dem Aufbau von Infrastruktur gehen auch immer Entscheidungen für bestimmte Technologien und Standards einher. Wichtige Weichenstellungen müssen hier nicht nur für Bayern, sondern auch national und auf europäischer Ebene getroffen werden. Mit Blick auf die herausragende Bedeutung von Wasserstoff für die globale Energielogistik in einer zukünftig klimaneutralen Welt sind auch internationale Entwicklungen im Bereich der Logistikinfrastrukturen und Standards von großer Bedeutung für zukünftige Energiepartnerschaften.
In Bayern gibt es heute exzellente Voraussetzungen, eine international führende Position im Bereich innovativer Technologien für die Wasserstoffwirtschaft und im Bereich der wasserstoffbasierten Mobilität zu erreichen. Die Produktion von grünem Wasserstoff in großem Maßstab wird hingegen aller Voraussicht nach nicht in Bayern stattfinden. Bayern wird somit auch in einer klimaneutralen Welt Energieimporteur bleiben. Neben der Koordination bayerischer Akteure im Rahmen des Strategieprozesses wird das H2.B in Kooperation mit den Partnern im Wasserstoffbündnis daher den Aufbau nationaler und internationaler Partnerschaften im Kontext einer internationalen Wasserstoffwirtschaft der Zukunft vorantreiben. Die Maßnahmen legen damit schon heute den Grundstein für eine starke Position der bayerischen Wirtschaft in einer klimaneutralen Industriegesellschaft.
Das H2.B wird Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit mit klarem Fokus auf Wasserstoff leisten. Das heißt insbesondere, die H2-spezifische Expertise in Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Kommunen bayernweit zu vernetzen und die allgemeine Wahrnehmung der Technologien und ihrer Perspektiven in Wirtschaft und Gesellschaft zu steigern. Um den Fokus um eine Gesamtsystemperspektive zu erweitern, kooperiert das H2.B eng mit bereits bestehenden Netzwerken und Institutionen wie beispielsweise dem Energie Campus Nürnberg (EnCN), der Bayern Innovativ GmbH oder der ENERGIEregion Nürnberg.